Mittwoch, 4. Mai 2011

Die Legende der goldenen Dose

Letzte Woche erhielten wir von anonymer Seite aus ein Tagebuch, wo auf abgegriffenem Papier eine unglaubliche Geschichte beschrieben war. Wir konnten kaum fassen, was wir da in den Händen hielten, doch wollen wir euch das nicht vor enthalten. Wir veröffentlichen nun ab und zu ein Kapitel dieser bewegenden Geschichte:




Nachdem ich meine Sammelroute heute bereits zum vierten mal abgegangen war, resignierte ich und wollte das sammeln für heute aufgeben. Ich befand in einer Pfandwüste. Die früher einmal blühenden Leergutlandschaften waren so gut wie abgegrast. Plötzlich bemerkte ich einen rauschebärtigen alten Mann, der sich auf diversen Kartons in einer Ecke platziert hat. Er strich sich durch seinen verfilzen Bart und murmelte etwas vor sich hin, während er in diversen Tüten, Taschen und Beuteln voller Krimskrams und Unrat wühlte. Armer alter Mann, dachte ich,während ich die erste 25 cent Dose des Tages entdeckte. Während ich sie auflas rief mir der Greis etwas zu. Nicht verstehend was er sagt, blickte ich mich um und blickte in das zerfurchte, wettergezeichnete Gesicht diesen Pfandveteranen. „Die Zeiten sind vorbei, mein Junge“ sprach es aus dem zahnlosen Loch. „Heutzutage sammelt doch jeder Schnösel. Keiner von diesen Scharlatanen kennt doch den Sammelkodex. Ich hab mein ganzes Leben so verbracht“, sprach der stinkende Menschenlumpen. Ich wollte gerade schon wieder dem Uringestank entfliehen, als er mich packte und mir tief in die Augen sah. Ich roch seinen süßlich-modrigen Atem, während er mit bebender Stimme sprach: „Mein ganzen Leben war ich auf der Suche. Mein ganzes Leben lang, doch ich hab es nie gefunden. Niemals!“. Er schüttelte mich und ich versuchte mich loszureißen, doch meine Hände glitten an seinen an seinen fettigen, abgewetzten Klamotten ab. Panisch wirbelte ich herum und stürzte auf den Müllübersehten Boden. Hastig strampelte ich vorwärts, meine Tüte riss auf und mein Gut fiel zu Boden. Doch ich wollte nur noch wegrennen und stolperte davon. Der Alte rief mir etwas hinterher und gestikulierte.
Das was der alte Mann gesagt hatte ging mir nicht mehr aus dem Sinn. Während ich meine verbliebenen Sammelgüter zurückgab, dachte ich über die Worte des Rauschebarts nach. Was hat er wohl damit gemeint? Wonach war er auf der Suche?